Wahrnehmung und Kommunikation begleiten uns im beruflichen Alltag überall. Studien zeigen, dass Unternehmen, in denen Kommunikationsprozesse effizient ablaufen, einen um bis zu 47 Prozent höheren Umsatz haben als Mitbewerber. Erfolgreiche Betriebe investieren aus diesem Grund in ihre Führungskräfte und bilden sie vermehrt im Bereich der Mitarbeiter:innenkommunikation weiter. Die Kommunikationskompetenz ist im Berufsalltag also von zentraler Bedeutung. Und auch privat sind Menschen für ein friedliches Miteinander auf ihre Kommunikationsfähigkeit angewiesen.
Gestik, Mimik, Stimmlage und Körperhaltung sind Hilfswerkzeuge für die Interaktion mit unseren Mitmenschen. Diese Werkzeuge sind jedoch schnell anfällig für Störungen und Fehlinterpretationen. Kommt es zu solchen Störungen der zwischenmenschlichen Interaktion sind Missverständnisse, Unzufriedenheit und Konflikte die Folge. Um die eigenen Kommunikationskompetenzen zu verbessern und Probleme zu erkennen, muss man jedoch zunächst einmal die verschiedenen Aspekte verstehen. Einer der wichtigsten Aspekte ist der Einfluss der Wahrnehmung auf den Erfolg von Kommunikation.
Wie hängen Wahrnehmung und Kommunikation zusammen?
Die Wahrnehmung ist für jede Form der Kommunikation von zentraler Bedeutung. Nur wer in der Lage ist, möglichst viele Feinheiten der verbalen (Sprache) und vor allem nonverbalen (Körpersprache) Kommunikation wahrzunehmen, kann auf diese angemessen eingehen und reagieren.
Menschen werden tagtäglich mit Unmengen an Informationen aus ihrer Umwelt konfrontiert. Abhängig von der individuellen Persönlichkeit werden diese Informationen mit unterschiedlich stark ausgeprägten Sinnesorganen wahrgenommen und an das Hirn weitergeleitet. Dort werden anschließend entschlüsselt und miteinander verknüpft.
Im Laufe des Lebens kristallisieren sich dabei bei jedem Menschen „Lieblings-Wahrnehmungskanäle“ heraus, über welche eine Person bevorzugt Informationen aufnimmt und speichert.
Welche Wahrnehmungs-Typen gibt es?
Während einige Menschen am besten durch Zuhören lernen, verstehen andere Zusammenhänge besser, wenn sie ein Thema visuell präsentiert bekommen, beispielsweise über Diagramme und Grafiken. Wieder andere lernen erlebnisorientiert am effektivsten, also durch die aktive Auseinandersetzung mit einem Thema, zum Beispiel durch Rollenspiele oder Experimente.
Sehen, Hören, Fühlen – bei fast allen Menschen überwiegt ein Sinn, über den Informationen am besten verarbeitet werden. Häufig ist noch ein zweiter von zentraler Bedeutung, während der dritte in der Regel eher unterentwickelt ist. Je nachdem, welche Wahrnehmungskanal der dominante ist, können verschiedene Lern- und Wahrnehmungstypen unterschieden werden, wobei jedoch auch Mischformen vorkommen können:
- auditive Wahrnehmungstypen
- visuelle Wahrnehmungstypen
- kinestäthische Wahrnehmungstypen
Der individuelle Wahrnehmungstyp lässt sich nicht nur anhand der individuellen Lernstrategien feststellen, sondern spiegelt sich auch im Verhalten, der Sprache sowie der Körpersprache einer Person wider.
Auditive Wahrnehmungstypen
Auditive Wahrnehmungstypen fassen ihre Gefühle und Gedanken gern in Worte und drücken sich dabei häufig sehr gewählt aus. Umgekehrt sind sie außerdem gute Zuhörer, die sehr sensibel für Veränderungen im Tonfall oder Nuancen in der Sprache sind. In der Kommunikation erreicht man auditive Wahrnehmungstypen am besten über die Sprache. Veränderungen im Tonfall und der Lautstärke können helfen, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen und Botschaften wie gewünscht zu vermitteln.
Visuelle Wahrnehmungstypen
Visuelle Wahrnehmungstypen reagieren am ehesten auf bildhafte Eindrücke und speichern diese um einiges leichter als auditive. Sie sprechen schnell und laut und mit ausdrucksstarker Gestik. Auditive Typen sind gute Beobachter, die auch kleinste Veränderungen in der Körpersprache bemerken und oft den direkten Augenkontakt suchen. Um visuelle Typen bestmöglich zu erreichen, ist eine genaue Beschreibung mit ästhetisch oder effektiv aufgeladenen Darstellungen sinnvoll, die ihnen dabei helfen, „sich ein Bild zu machen“. Auch die tatsächliche bildhafte Darstellung ist hilfreich z.B. durch Grafiken und Präsentationen, ebenso wie ein Unterstreichen der jeweiligen Aussage durch die eigene Körpersprache.
Kinästhetische Wahrnehmungstypen
Kinästheten agieren überwiegend gefühlsgeleitet. Sie sind häufig ruhig und besonnen und verlassen sich bei Entscheidungen auf ihr „Bauchgefühl“. Informationen und neue Erfahrungen verarbeiten sie am besten, indem sie Dinge ausprobieren, beispielsweise in Form von Experimenten. In der Kommunikation erreicht man kinästhetische Typen am ehesten durch Beschreibungen, die Emotionen oder etwa den Tastsinn ansprechen.
Was passiert, wenn zwei Wahrnehmungs-Typen aufeinander treffen?
Menschen eines bestimmten Wahrnehmung-Typus tendieren dazu, anderen Personen Themen in ihrem eigenen dominanten Wahrnehmungskanal zu präsentieren. Dies ist jedoch für andere Menschen nicht immer die beste Strategie für die Informationsverarbeitung. Missverständnisse oder Unverständnis können die Folge sein. Aus diesem Grund ist es in der Kommunikation von großem Vorteil zu wissen, welcher Sinneskanal von unserem Gegenüber für die Verarbeitung von Informationen bevorzugt wird. So kann die Informationsübermittlung im Gespräch angepasst werden.
Soll eine Gruppe aus verschiedenen Wahrnehmungstypen überzeugt werden, z.B. in Präsentationen, ist es sinnvoll, unterschiedliche Präsentationsformate zu nutzen, welche die verschiedenen Wahrnehmungskanäle ansprechen.
Fazit
Wer sichergehen will, mit seinen Worten die gewünschte Wirkung zu erzielen, muss in der Lage sein, zu erfassen, wie das Gegenüber Situationen wahrnimmt und interpretiert, um angemessen darauf reagieren zu können. Aus diesem Grund lohnt es sich für Führungskräfte, zu lernen, die verschiedenen Wahrnehmungstypen zu unterscheiden und typgerecht zu agieren.