Für Führungskräfte ist es wichtig, „Nein“ sagen zu können.
Fällt es Dir auch manchmal schwer, die Bitte oder den Wunsch eines anderen Menschen abzulehnen und einfach „Nein“ zu sagen. Keine Sorge, damit befindest Du Dich in guter Gesellschaft. Denn schon seit frühester Kindheit haben wir gelernt, dass ein „Nein“ mit jeder Menge Stress und Ärger verbunden sein kann, während ein „Ja“ eher dazu führt, dass wir gemocht werden. Im Laufe der Jahre stellt sich jedoch heraus, dass diese Vorgehensweise sehr kurzsichtig ist, denn jedes „Ja“ kann langfristig auch die eigene Lebensqualität massiv beeinträchtigen. Deshalb lohnt es sich, in bestimmten Situationen auch einmal klar und deutlich „Nein“ zu sagen.
Jedes „Ja“ ist auch immer ein „Nein“!
Hinter jedem leicht ausgesprochenen „Ja“ steckt auch immer ein „Nein“. Ein „Ja“ zum Wunsch eines anderen Menschen ist in vielen Fällen ein „Nein“ zu Dir selbst. Und zwar ein „Nein“ zu Deinen eigenen Wünschen, Vorstellungen, Werten und Bedürfnissen im Leben.
Bei dem Bedürfnis, es allen anderen rechtzumachen, bleibt genau eine Person auf der Strecke: Du selbst. Das ist nicht gleichbedeutend damit, dass Du ab sofort gleich immer reflexartig „Nein“ sagen solltest, wenn Dich jemand um etwas bittet. Aber Du solltest zumindest sorgsam überlegen, mit welchen Konsequenzen ein „Ja“ für Dich selbst verbunden wäre und erst dann antworten.
Für das „Nein“ sagen sprechen vor allem die folgenden Gründe:
Grund #1: Weil Du dadurch mehr Selbstachtung bekommst
Du kennst das wahrscheinlich von den Sicherheitsanweisungen aus dem Flugzeug: Dort wird Dir erklärt, dass Du dir zunächst einmal selbst eine Sauerstoffmaske aufsetzen sollst, bevor Du damit beginnst, Dich um die Menschen in Deiner näheren Umgebung zu kümmern.
Genauso verhält es sich auch beim Nein sagen: An erster Stelle stehen Deine eigenen Bedürfnisse. Nur wer zunächst dafür sorgt, dass es ihm selbst gut geht, hat auch die Energie, sich ausreichend um andere zu kümmern.
Jedes Mal, wenn Du „Ja“ sagst, obwohl Du eigentlich „Nein“ sagen wolltest, verlierst Du ein Stück Selbstachtung. Mit jedem unbedachten „Ja“ entlädt sich Dein Selbstachtungskonto und die Währung, um es wieder aufzufüllen, sind ein paar klare und deutliche „Nein“ zu Wünschen und Anforderungen, die Dir nur Deine wertvolle Energie kosten.
Grund #2: Weil Du Dir dadurch Deinen Handlungsspielraum vergrößerst
Viele Führungskräfte und Angestellte in leitenden Positionen fühlen sich manchmal stark in ihrem Handlungsspielraum eingeschränkt. Manchmal kann das an den Rahmenbedingungen in einem Unternehmen oder am Mikromanagement des eigenen Vorgesetzten liegen. Doch viel öfter sind sie es selbst, die sich ihren Spielraum einschränken, in dem sie ständig zu allem „Ja“ sagen.
Ein „Nein“ zum richtigen Zeitpunkt kann den Handlungsspielraum entscheidend erweitern. Dabei kann es sich beispielsweise um ein „Nein“ zu einer Deadline handeln, die zu knapp angesetzt ist. Oder um ein „Nein“ zu allzu detaillierten Vorgaben, wie und wo eine bestimmte Aufgabe erledigt werden muss. Es kann auch ein „Nein“ zur Teilnahme oder Leitung eines weiteren Projekts sein. Und auch ein „Nein“ zu einem bestimmten Mitarbeiter, der einem intern für sein Team aufgezwungen wird.
Es ist wie bei einem Tennisspiel. Mit einem „Nein“ spielst Du den Ball an Deinen Gegner zurück. Du gewinnst dadurch Zeit und kannst Dir Deine nächsten Handlungsschritte genau überlegen. Durch Dein „Nein“ kommst du von der Reaktivität in die Proaktivität.
Grund #3: Weil Du dadurch nicht mehr so leicht ausgenützt werden kannst
Menschen lernen schnell. Vor allem im Berufsleben haben sie in Windeseile herausgefunden, bei welchen Kolleg:innen und Vorgesetzen ihre Wünsche auf taube Ohren stoßen und bei wem sie Gehör finden.
Schon ein paar unüberlegte und leichtfertige „Ja“ reichen in den meisten Fällen aus, um sich im Unternehmen einen entsprechenden Ruf zu erwerben. Überlege doch mal selbst, wen Du eher um etwas bitten würdest: Denjenigen, der zu allem „Ja und Amen“ sagt oder denjenigen, der jeden Wunsch drei Mal hinterfragt, bevor er eine Entscheidung trifft.
Gewöhne Dir deshalb gleich bei Beginn eines neuen Jobs an, nicht immer gleich „Ja“ zu sagen. Vielen fällt es jedoch schwer, einfach „Nein“ zu sagen. Ein wenig einfacher wird es, wenn Du auch gleich die passende Begründung dafür mitlieferst und Deinem Gegenüber auch erklärst, wie es Dir mit seiner Anfrage geht.
Grund #4: Weil Deine Werte und Haltungen für andere Menschen besser sichtbar werden
Wer bei bestimmten Themen immer „Nein“ sagt, macht dadurch auch seine eigene Haltung für andere Menschen klar erkennbar. Deine persönlichen Werte sind das, was Du im Leben als gut und richtig erachtest.
Selbstverständlich ist es im Berufsleben manchmal wichtig, hier kleine Abstriche zu machen und Kompromisse einzugehen. Doch wenn etwas eindeutig dem eigenen Wertebild zuwiderläuft, sollte dies auch klipp und klar mit einem entsprechenden „Nein“ ausgedrückt werden.
Wenn Dir beispielsweise Werte wie Vertrauen und Fairness sehr wichtig sind und Dir ein Kollege den neuesten Tratsch und Klatsch über eine andere Kollegin erzählt, ist ein klares „Nein“ angebracht. In diesem Fall solltest Du dem Kollegen eindeutig klarmachen, dass Du an der Verbreitung von unbestätigten Gerüchten nicht mitwirken möchtest und Du Dir lieber Dein eigenes Bild von jedem Menschen machst.
Grund #5: Weil Du dadurch langfristig ein Burnout im Job vermeidest
Jedes „Ja“ im Job kann zu Erschöpfung führen. Das betrifft nicht nur die tatsächliche Workload, sondern auch die mentale Belastung, die damit verbunden ist.
Denn wer sich zu viel an Verantwortung aufhalst, wird unweigerlich irgendwann unter dieser Last zusammenbrechen. Ein „Nein“ hilft in diesem Fall, eine gesunde Work-Life-Balance aufrechtzuerhalten und der Hamsterrad-Falle zu entgehen.
„Nein“ zu sagen bedeutet in diesem Fall auch, nicht kommentarlos zum dritten Mal hintereinander die Verfehlungen anderer Kolleg:innen wieder auszugleichen und wieder zur Tagesordnung überzugehen, sondern diese klar anzusprechen.
„Nein“ sagen lässt sich erlernen
Wenn es Dir aktuell noch sehr schwerfällt, anderen Menschen einen Wunsch oder eine Bitte abzuschlagen, so gibt es eine gute Nachricht: „Nein“ sagen lässt sich erlernen.
Eine gute Möglichkeit dazu ist, die entsprechende Entscheidung nicht unmittelbar zu treffen, sondern Dir dafür eine Bedenkzeit einzuräumen. Sag Deinem Gegenüber einfach, dass Du ein wenig darüber nachdenken musst. Eine mögliche Formulierung dazu wäre zum Beispiel: „Das kann ich nicht so schnell entscheiden, ich melde mich morgen diesbezüglich bei dir.“
Wie bereits erwähnt, kann auch eine eindeutige Begründung das „Nein“ sagen erheblich erleichtern. Das ist mit Sicherheit sinnvoller, als eine schwammige Ausrede zu formulieren. Dazu zählt beispielsweise ein klares „Dafür habe ich im Moment keine Zeit!“
Fazit
„Nein“ sagen zu lernen ist ein wichtiger Teil der Persönlichkeitsentwicklung. Dabei geht es nicht darum, anderen Menschen jeden kleinen Gefallen abzuschlagen.
Vielmehr ist es wichtig, dass Du bei jeder Anfrage eine bewusste und wohlüberlegte Entscheidung triffst, ob ein „Ja“ angebracht ist und welche Konsequenzen sich für Dich daraus ergeben würden.
Zu Beginn haben viele Angst davor, durch ein „Nein“ an Beliebtheit zu verlieren. Doch in den meisten Fällen ist diese Furcht unbegründet. Denn langfristig schätzen einen die meisten anderen für diese klare Haltung und Achtung vor sich selbst.