Der souveräne Umgang mit geschlechtsspezifischen Vorurteilen
In unserem Arbeitsalltag sind wir nahezu ständig mit geschlechtsspezifischen Vorurteilen konfrontiert. Die Stereotype werden mit Sicherheit nicht von heute auf morgen verschwinden. Die meisten Menschen haben diese Vorurteile nicht mit Absicht oder verfolgen böse Pläne. Oftmals sind sie sich gar nicht im Klaren darüber. Gerade als Führungskraft im Office ist es in diesem Zusammenhang jedoch wichtig, richtig damit umzugehen. Doch worum handelt es sich eigentlich genau bei geschlechtsspezifischen Vorurteilen? Und welche Möglichkeiten gibt es in der Praxis für Dich als Führungskraft, diesen professionell zu begegnen? Die Antworten darauf gibt es in diesem Beitrag.
Worum handelt es sich bei geschlechtsspezifischen Vorurteilen?
Bei diesen Vorurteilen handelt es sich um stereotype Annahmen, die Menschen aufgrund ihres Geschlechts bestimmte Eigenschaften, Fähigkeiten oder Verhaltensweisen zuschreiben. Diese können dazu führen, dass Menschen nur wegen ihres Geschlechts unfair behandelt oder in bestimmten Bereichen eingeschränkt werden.
Ein Beispiel für geschlechtsspezifische Vorurteile sind Rollenklischees. Dabei geht es um die Vorstellung, dass Männer für bestimmte Aufgaben und Berufe besser geeignet sind als Frauen und umgekehrt. Der Klassiker: „Frauen können nicht Autofahren!“ Ein gängiges Klischee im Berufsleben lautet beispielsweise, dass Männer besser in technischen Berufen und Frauen hingegen besser geeignet für soziale Berufe sind.
Bei den körperlichen Fähigkeiten ist immer noch die Annahme sehr weit verbreitet, dass Männer körperlich stärker und leistungsfähiger sind als Frauen. Im Zusammenhang mit der emotionalen Ausdrucksweise wird davon ausgegangen, dass Frauen einfühlsamer und emotionaler sind und Männer Schwierigkeiten haben, ihre Gefühle auszudrücken und dazu neigen, ihre Emotionen zu unterdrücken.
Auch in Bezug auf das Führungsverhalten gibt es einige geschlechtsspezifische Vorurteile. So besteht oftmals die Annahme, dass Männer besser dazu in der Lage sind, Teams zu leiten und zu organisieren. Beim Führungsstil wird Männern zugesprochen, dass sie durchsetzungsfähig, direkt und entscheidungsfreudig sind, während Frauen als kooperativ, einfühlsam, aber auch als unsicher wahrgenommen werden. Daraus ergibt sich auch die Annahme, dass Männer besser für die Führungsrolle geeignet seien, was die Chancengleichheit untergräbt.
Das Problem dabei: Vor allem im Berufsleben ziehen all diese Vorurteile Konsequenzen nach sich, die sich auch entscheidend auf die Karriere jedes und jeder Einzelnen auswirken können.
Welche Konsequenzen haben geschlechtsspezifische Vorurteile im Berufsleben?
Früher wurden Rollenbilder für Männer und Frauen als Vorgabe gesehen. Wer sich nicht so verhielt, wie es ins Bild passte, musste sich ändern. Bis vor etwa 100 Jahren war es beispielsweise Frauen kaum möglich, Karriere zu machen. Das Interesse hatte in erster Linie der Familie und dem Wohl des eigenen Ehemanns zu gelten.
Alles Schnee von gestern? Nicht wirklich, denn die Rollenbilder haben auch heutzutage noch großen Einfluss auf unsere Gesellschaft. Frauen und Männer sind zwar vor dem Gesetz gleichberechtigt und die meisten Frauen können sich ebenso wie Männer beruflich entfalten. Das heißt aber nicht, dass dadurch auch alle Klischees verschwunden sind.
Und diese führen dazu, dass trotz der gesetzlichen Gleichstellung Frauen immer noch geringere Karrierechancen haben als Männer. Der Job als Führungskraft bleibt ihnen oftmals nur aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit verwehrt.
Darüber hinaus tragen die geschlechtsspezifischen Vorurteile immer noch zur Lohnungleichheit bei. Das zeigt auch der aktuelle Gender Pay Gap in Deutschland. Das Statistische Bundesamt hat für das Jahr 2022 berechnet, dass Frauen in Deutschland im Schnitt 18 Prozent weniger Lohn oder Gehalt für ihre Arbeit erhalten als Männer. Umgerechnet in Arbeitstagen bedeutet das, dass Frauen in Deutschland insgesamt 66 Tage unentgeltlich arbeiten.
Es gibt also gute Gründe, den gängigen Vorurteilen im Büro auf die eine oder andere Art zu begegnen. In der Praxis bieten sich dabei für Dich als Führungskraft unterschiedliche Strategien an.
Das Wichtigste: Zero Tolerance bei Sexisten!
Wie bereits erwähnt, sind sich viele Ihrer Vorurteile gar nicht bewusst. Es gibt jedoch eine Gruppe von Menschen, deren Verhalten bewusst darauf abzielt, das andere Geschlecht zu diskriminieren: Sexisten. Dabei handelt es sich um Personen, die davon ausgehen, dass bestimmte Geschlechter überlegen oder minderwertig sind und auch im Büro dementsprechend handeln.
Dabei kann es sich um offensichtliche feindselige Einstellungen und Verhaltensweisen wie beispielsweise ständige abwertende Kommentare, Beleidigungen oder auch physischen Missbrauch handeln. Oftmals kommt der Sexismus aber im Büroalltag viel subtiler daher. Etwa durch sexistische Witze oder die Nichtbeachtung der Meinungen von Personen aufgrund ihres Geschlechts.
Hier gilt es für Dich als Führungskraft, ein klares Zeichen zu setzen. Fällt Dir in Deinem Team jemand auf, der solche Verhaltensweisen an den Tag legt, so ist es in diesem Fall zwingend erforderlich, ein klärendes Gespräch zu führen und dabei klare Anforderungen an das zukünftige Verhalten zu stellen. Werden die gesetzten Verhaltensstandards auch danach nicht eingehalten, so ist es unausweichlich, die Zusammenarbeit zeitnah zu beenden.
Denn schließlich hast Du als Führungskraft in diesem Fall eine Vorbildwirkung auf alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deinem Team.
Als Führungskraft die Vorbildfunktion übernehmen
Auch wenn Dir vielleicht manchmal die eine oder andere vermeintlich lustige Bemerkung auf den Lippen brennt, ist es ratsam, diese besser unausgesprochen zu lassen. Denn durch Dein eigenes Verhalten und Deine Entscheidungen lebst Du die geschlechtsneutrale Behandlung aller Team-Mitglieder in Deinem Team vor.
Dazu gehört nicht nur, entsprechende Aussagen zu vermeiden, sondern darüber hinaus auch noch die Chancengleichheit im Team zu betonen. Als Führungskraft solltest Du alles versuchen, um geschlechtsspezifische Vorurteile beispielsweise bei Beförderungen, Gehaltsverhandlungen oder der Zuweisung von Projekten zu vermeiden.
Die Basis für den fairen Umgang innerhalb des Teams bilden dabei klare Richtlinien und Verhaltensstandards, die explizit die Diskriminierung und geschlechtsspezifische Vorurteile untersagen.
Viel wichtiger ist jedoch, sich ausreichend dafür Zeit zu nehmen, um vorhandene Vorurteile und Klischees zu besprechen und ihnen durch stichhaltige Argumente den Wind aus den Segeln zu nehmen. Dafür solltest Du ein Umfeld schaffen, in dem Gespräche, in denen alle Teammitglieder ihre Meinungen, Bedenken und Erfahrungen äußern können, auf respektvolle und offene Art geführt werden können.
Lachen ist die beste Medizin!
Dieses bekannte Sprichwort spielt auch bei der Behandlung von Stereotypen eine wichtige Rolle. Humor kann Dir dabei helfen, eine entspannte Arbeitsatmosphäre in Deinem Team zu schaffen und die Vorurteile auf witzige Art zu entkräften.
Indem über gängige Klischees gelacht wird, kann deutlich gemacht werden, wie absurd und unbegründet sie tatsächlich sind. Der Humor hilft dabei, die Vorurteile in Frage zu stellen und das Bewusstsein für ihre Unangemessenheit zu schärfen.
Die heitere Atmosphäre hilft dabei, die Stimmung aufzulockern und kann dazu beitragen, dass alle im Team ihre Gedanken und Ideen zu diesem Thema einbringen. Das hilft in weitere Folge auch dabei, den Zusammenhalt im Team zu stärken und dadurch eine positive Dynamik und ein Gefühl der Verbundenheit in Gang zu setzen.
Kleine Spannungen können durch heitere Bemerkungen rasch abgebaut werden. Doch Vorsicht: Das ist nicht gleichbedeutend damit, dass mögliche Konflikte aufgrund der Vorurteile einfach weggelächelt werden sollen.
Fazit: Du bist dafür verantwortlich, wie mit geschlechtsspezifischen Vorurteilen in Deinem Team umgegangen wird
Es ist nicht zu leugnen, dass zahlreiche Stereotype auch noch in der heutigen Zeit vorhanden sind. Das Problem dabei ist, dass sich diese vor allem für Frauen negativ auf deren Karriere im Berufsleben auswirken können.
Es liegt an Dir als Führungskraft, hier selbstbewusst ein Zeichen zu setzen und den richtigen Umgang mit dem Thema zu finden. Die Aufarbeitung dieser Klischees ist mit Sicherheit kein Sprint, sondern vielmehr ein Marathon.
Doch wenn Du bei diesem Thema inhaltlich stets hartnäckig bleibst, es aber dennoch mit einem Augenzwinkern und der nötigen Portion Humor verfolgst, sorgst Du dafür, dass geschlechtsspezifische Vorurteile langfristig in Deinem Team keine Rolle mehr spielen werden.