Warum Visionen so wichtig sind – und wie Du sie kreierst
Visionen sind entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens. Das bestätigte zuletzt eine Studie, die der Google-Konzern in den eigenen Reihen durchführte: Teams, die von ihren Führungskräften eine klare Vision vorgegeben bekamen, erzielten die besseren Ergebnisse. Doch was macht eine Vision aus? Und wie formulieren Führungskräfte sie so, dass sie ihr Team zu Bestleistungen anregen?
Visionen erzeugen Sinn
Die Frage nach dem Sinn des Lebens stellen wir Menschen uns bereits seit jeher. Neu ist, dass auch Betriebe und Unternehmen heutzutage eine Antwort auf diese Frage aufweisen können sollen. Mitbegründer der weltgrößten Vermögensverwaltung BlackRock Larry Fink schrieb: „Für langfristigen Erfolg müssen Unternehmen nicht nur gute Zahlen vorlegen – sie müssen auch zeigen, welchen gesellschaftlichen Beitrag sie leisten. Kein Unternehmen kann ohne ein Gefühl für die Bedeutung des eigenen Tuns sein volles Potenzial ausschöpfen.“
Ein gutes Beispiel für diese Philosophie ist das Unternehmen Starbucks. Die zentrale Vision des Konzerns war es nicht, möglichst viel Geld mit dem Verkauf von Kaffee zu verdienen; stattdessen sollte ein Raum zwischen Zuhause und Arbeitsplatz geschaffen werden, an dem man sich wohlfühlen kann. Der Erfolg (und ein jährlicher Umsatz in Milliardenhöhe) war nicht das Ziel dieser Vision – aber das Ergebnis.
Mit Visionen inspirieren
Visionen sind ein klares Bild einer gewünschten Zukunft – und ein essentieller Bestandteil der Unternehmensführung. Denn wie sollst Du deine Mitarbeiter:innen dazu inspirieren, ihre beste Arbeit zu leisten, wenn Du selbst nicht genau weißt, worauf ihr eigentlich hinarbeitet?
Mitarbeiter:innen müssen wissen, wohin sie wollen. Eine eindeutige Unternehmensvision sorgt dafür, dass alle Teammitglieder in dieselbe Richtung denken und stärkt so die Teamdynamik. Sie hilft dabei, die richtigen Prioritäten zu setzen und Kompromisse zu schließen.
Kurz gesagt: eine Vision schafft Sinn. Sie zeigt Deinen Angestellten, welchen Wert ihre Arbeit hat und auf welches Ziel sie hinarbeiten. Das zeigt auch das Beispiel Starbucks: anstatt zu sagen „Wir wollen möglichst viel Kaffee verkaufen.“, lautet die Vision des Kaffeekonzerns „Wir schaffen eine Kultur der Wärme und der Zugehörigkeit, in der sich jeder willkommen fühlt.“. Mit diesem Statement schafft das Unternehmen ein Ziel, mit dem sich die Mitarbeitenden identifizieren können.
Indem Du deine Mitarbeitenden von der „Sinnhaftigkeit“ Deiner Vision überzeugst, motivierst Du sie, auch in Krisenzeiten ihr Bestes zu geben und gibst ihnen eine klare Vorstellung vom Wert ihrer eigenen Arbeit.
Eine Vision unterscheidet Führung von Management
Eine klare Vision ist es auch, was die Unternehmensführung laut Business-Autor Michael Hyatt letztendlich vom Management unterscheidet. Beides sind wichtige Funktionen im Unternehmen, die sich aber in einem Punkt grundlegend unterscheiden: Führungskräfte definieren die Vision – Manager führen sie aus.
Führungskräfte nutzen ihre Vision, um Mitarbeitende zu motivieren und zu inspirieren, während Manager dafür sorgen, dass die dafür nötigen Aufgaben erledigt werden. Manager konzentrieren sich vor allem auf die nahe Zukunft – sei es die nächste Woche, der nächste Monat oder das nächste Quartal – während Führungskräfte langfristige Entwicklungen im Blick haben. Für den Erfolg eines Unternehmens braucht es beides: ein organisiertes Management und eine klare, zukunftsorientierte Unternehmensvision.
Führungskräfte ohne Vision verpassen Chancen – ein Beispiel
Die Bedeutung einer Vision zeigt sich am Beispiel von Ken Olsen, dem Gründer des Technikkonzerns Digital Equipment Corporation. Dieser sagte 1977 in einem Interview „Es gibt keinen Grund, warum irgendjemand einen Computer zuhause haben wollen würde.“ Sein größter Konkurrent, Steve Jobs, sagte stattdessen schon damals voraus: „Der überzeugendste Grund, einen Computer zu kaufen, wird der Zugang zu einem nationalen Kommunikationsnetzwerk.“ Vier Jahre nach Jobs‘ Aussage wurde mit dem Internet sogar ein internationales Kommunikationsnetzwerk entwickelt – und der Computer zur Grundausstattung in fast jedem Haushalt.
Nun konnte Steve Jobs nicht etwa hellsehen. Stattdessen hatte er eine klare Vorstellung von der Richtung, in die sich sein Unternehmen in den nächsten Jahren entwickeln sollte, nämlich hin zu einem der innovativsten Technikkonzerne weltweit. Indem er den technischen Fortschritt genaustens im Auge behielt, konnte er die Erfindung des Internets nicht nur korrekt vorhersagen, sondern auch die Strategie des Unternehmens daran anpassen. Durch die Einführung des Konzepts eines „Heimcomputers“ machte er Apple zu einer der führenden Konzerne der Computerindustrie – ganz im Gegensatz zu Konkurrent Ken Olsen, der die Rechte an seinem Unternehmen 1988 an Compaq verkaufte.
Das Visions-Skript
Führungskräfte mit Vision sind also in der Lage, das Unternehmen und dessen Mitarbeiter:innen voranzutreiben und neue Wege zu schaffen, wo vorher keine waren. Um das zu erreichen, brauchst Du jedoch eine kristallklare Vorstellung davon, was Du willst. Häufig wird zu diesem Zweck ein sogenanntes „Vision Statement“ empfohlen, dass die Unternehmensvision kurz und knapp zusammenfasst. Anstatt alles in ein einziges Statement zu packen, kann es jedoch hilfreich sein, ein Skript zu erstellen: ein robustes, durchdachtes Dokument, mithilfe dessen Du Deine Vision mit anderen teilen kannst.
Die 7 Kernfragen
Angelehnt an das Vision Script™ von Michael Hyatt haben wir die 7 wichtigsten Kernfragen für die Erstellung eines solchen Skripts zusammengestellt und möchten Dir diese mit auf den Weg geben. Die Beantwortung der Fragen wird Dich bei der Entwicklung einer überzeugendenden Vision unterstützen:
1. Bist Du Führungskraft oder Manager?
Unternehmen brauchen sowohl Führungskräfte als auch Manager – doch nur Führungskräfte können ein langfristiges, zukunftsorientiertes Betriebswachstum sichern. Stelle sicher, dass Du beide Rollen nicht durcheinanderbringst und das Unternehmen Führungskräfte hat, die führen, nicht managen.
2. Schaffe Klarheit: Was genau willst Du?
Formuliere deine Vision aus und beschreibe, wie die Zukunft aussieht, die Du Dir wünschst im Bezug auf
- Dein Team,
- Deine Produkte,
- Deine Verkaufszahlen,
- Dein Marketing
- und den Einfluss Deines Unternehmens in der Welt.
Klarheit kommt automatisch, wenn Deine Vision konkrete Formen annimmt. Umso genauer Du Deine gewünschte Zukunft definierst, desto leichter fällt es Dir, diese explizit zu kommunizieren.
3. Ist Deine Vision inspirierend?
Deine Vision sollte die Vorstellungskraft Deiner Angestellten anfeuern und sie dazu motivieren, selbst nach den Sternen zu greifen.
4. Ist deine Vision umsetzbar?
Eine großartige Vision leitet Dein tägliches Vorgehen. Dazu müssen jedoch zunächst die nötigen Arbeitsschritte spezifiziert werden. Stelle sicher, dass Du einen Plan hast, welche Aufgaben erledigt werden müssen und wer welchen Arbeitsschritt übernehmen kann.
5. Kannst Du deine Vision verkaufen?
Eine überzeugende Vision schafft es, den Zuspruch wichtiger Stakeholder innerhalb des Unternehmens zu gewinnen. Jede Vision wird jedoch früher oder später mit Widerstand konfrontiert. Bereite Dich darauf vor, deine Überzeugungen dennoch mit der nötigen Hartnäckigkeit, Integrität und dem erforderlichen Mut zu verfolgen.
6. Ist es bereits zu spät?
Das Konzept eines „vision-driven Leaders“ ist gerade für deutsche Unternehmen oft noch neu. Doch auch, wenn Du schon länger eine Führungsposition innehast, ist es nie zu spät, einen visionsgeleiteten Führungsstil einzuführen.
7. Bist Du bereit?
Frage Dich nicht nur, ob Du die nötigen Ressourcen hast, um Deine Vision zu verwirklichen – sondern auch, ob Du bereit bist, den nächsten Schritt zu wagen und die nötige Arbeit zu leisten, um Deine Vision zu verwirklichen.
Bei den 7 Fragen handelt es sich jedoch nicht um in Stein gemeißelte Gebote. Du kannst Dein Visions-Skript jederzeit überdenken, überarbeiten und – gemeinsam mit Deinem Team – anpassen.
Wichtig: Dein Visions-Skript ist kein fertiger Strategieplan. Stattdessen ist es ein Dokument, das klar macht, wohin Du willst. Das ‚wie‘ kommt später.
Fazit
Visionen sind ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensführung. Eine gemeinsame Vision inspiriert, schafft Sinn und Verbundenheit und hilft, Prioritäten zu setzen. Erfolgreiche Führungskräfte unterstützen durch innovative Unternehmensvisionen die Entwicklung des Betriebs und ihrer Mitarbeitenden.
Bei einer Vision handelt es sich jedoch nicht um einen spezifischen Handlungsplan – sondern stattdessen um ein großes, übergeordnetes Ziel, eine Idealvorstellung der Zukunft, an der Du Dich orientieren kannst.