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Warum Führungskräfte um Hilfe bitten sollten

7 Gründe, warum es sich für Führungskräfte lohnt

Niemand kann alles können – auch Führungskräfte nicht. Doch um Unterstützung zu bitten, fällt gerade Personen in leitenden Positionen oft schwer. Zu tief verankert ist der Irrglaube, Führungskräfte wären nur dann kompetent, wenn sie alle Aufgaben fehlerfrei mit links erledigen können. Warum diese Annahme Führungskräften und ihren Angestellten eher schadet und wie um Hilfe zu bitten Dich langfristig zu einer besseren Führungskraft macht, erfährst Du hier.

Bild: jcomp auf freepik.com

Warum es uns so schwer fällt, um Hilfe zu bitten

Für jeden kommt irgendwann einmal ein Punkt, an dem man nicht weiterweiß. Für Kinder liegt die Lösung auf der Hand: sie bitten um Hilfe und haben kein Problem damit, sich Dinge erklären zu lassen. So lernen sie ganz einfach dazu. Erwachsene tun sich hingegen deutlich schwerer damit, nach Unterstützung zu fragen. Psychologen zufolge hat das zwei Gründe: Erwartungsdruck und Scham.

Gerade in der Arbeitswelt ist der Druck, ständig perfekt sein zu müssen, besonders ausgeprägt. Aufgaben schnell und selbstständig zu erledigen, gilt als Zeichen von Kompetenz. Um Hilfe zu bitten, ist deshalb für viele Menschen ein Eingeständnis persönlicher Schwäche. Denksätze wie „Wenn ich das nicht alleine schaffe, bin ich nicht gut genug.“ nagen am Selbstbild. Dieses Gefühl wird noch verstärkt, wenn in der Vergangenheit negativ auf das Bitten um Hilfe reagiert wurde, beispielsweise mit Spott oder Ablehnung.

7 Gründe, warum Du trotzdem um Hilfe bitten solltest

Insbesondere für Führungskräfte ist die Angst davor groß, durch das Bitten um Hilfe inkompetent zu erscheinen. Schließlich haben sie unter anderem auch eine Vorbildfunktion inne – wenn sie nicht in der Lage sind, ihren Job ohne Unterstützung zu schaffen, wie können sie dann dasselbe von ihren Mitarbeitenden erwarten? Die Antwort: gar nicht.

Um ein gesundes Arbeitsumfeld für Dich und Deine Mitarbeiter:innen zu schaffen, solltest Du dich stattdessen darum bemühen, eine Hilfskultur einzuführen. Indem Du vermittelst, dass um Hilfe zu bitten nicht nur erlaubt, sondern sogar gewünscht ist, senkst Du den ständigen Perfektionsdruck und entlastest Dich und Dein Team:

1. Du schützt Deine eigene Gesundheit

Dir fehlen Ressourcen, Mitarbeiter, Zeit? Dann zögere nicht, Deine Kontakte um Rat oder Unterstützung zu bitten. Denn der Stress, alles allein schaffen zu wollen, beeinflusst nicht nur Deine Arbeitsleistung negativ. Glaubenssätze wie „Ich muss immer stark sein.“ oder „Ich darf keine Hilfe in Anspruch nehmen.“, verursachen Panik und Versagensängste und belasten Deine mentale Gesundheit. Auch körperliche Symptome wie Herzrasen, Kopfschmerzen oder Bluthochdruck können die Folge sein.

Schütze Dich selbst, indem Du lernst, nach Unterstützung zu fragen. Manchmal genügt es schon, über die Belastung zu sprechen. Schäme Dich nicht, wenn Du ein offenes Ohr oder eine Schulter zum Anlehnen benötigst – schließlich sind auch Führungskräfte nur Menschen.

2. Um Hilfe bitten dient als Burnout-Prävention

Eine internationale Umfrage der Adecco Group zeigt, dass sich ganze 54 Prozent der jungen Führungskräfte ausgebrannt fühlen. Und nicht nur das: etwa die Hälfte der Befragten Führungskräfte gab außerdem an, Anzeichen für ein mentales Ausbrennen bei ihren Angestellten nur schwer erkennen zu können.

Burnout
Bild: Nubelson Fernandes auf unsplash.com

Ständige Überlastung, unrealistische Ziele, Zeitdruck und übertriebene Erwartungen führen so immer öfter zu einem sogenannten „Burnout-Syndrom“. Als solchen bezeichnet man einen andauernden Zustand körperlicher und mentaler Erschöpfung. Psychische Erkrankungen wie ein Burnout haben sich in den vergangenen Jahren zu einer der Hauptursachen für Arbeitsunfähigkeit entwickelt.

Soziale Unterstützung gilt als einer der wichtigsten Faktoren bei der Burnout-Prävention. Kolleg:innen oder die Führungskraft bei kleineren oder größeren Hürden um Hilfe bitten zu können, senkt nicht nur das Stresslevel, sondern stärkt auch das Zusammengehörigkeitsgefühl im Team. Deine Aufgabe als Führungskraft ist es, eine offene Hilfskultur vorzuleben. Indem Du häufiger um Unterstützung bittest, entlastest Du nicht nur Dich selbst; Du zeigst auch Deinen Angestellten, dass sie nicht zögern müssen, um Hilfe zu bitten.

3. Um Hilfe zu bitten, macht Dich nahbarer

Kompetente Führungskräfte sind allwissende Übermenschen, die ihren Job mühelos erledigen und auf jede Frage die richtige Antwort haben? Im Kopf vieler Menschen sind Führungspositionen mit einem gefährlichen (und völlig unrealistischen) Idealbild verknüpft. Das führt nicht nur dazu, dass sich Führungskräfte besonders schwertun, wenn es darum geht, um Hilfe zu bitten und so schneller überlastet sind; die Idealvorstellung vom „perfekten Chef“ oder der „perfekten Chefin“ entfernt Dich auch von Deinen Mitmenschen.

Als „Autoritätsperson“ strahlst Du schnell eine gewisse Unnahbarkeit aus, die Deine Angestellten verunsichern kann. Indem Du deinen Stolz überwindest und um Hilfe bittest, steuerst Du diesem veralteten Rollenbild entgegen und zeigst Dich zugänglicher. So erzeugst Du Vertrauen und ebnest den Weg für eine offene Kommunikation.

4. Du zeigst Eigenverantwortung

Als Führungskraft bist Du automatisch für andere Menschen verantwortlich – in schwierigen Situationen nicht nach Hilfe zu fragen, würde also nicht nur Dir selbst schaden. Falscher Stolz und Angst vor dem Eingestehen einer vermeintlichen Schwäche schaden außerdem Deiner Vorbildfunktion. Indem Du Dich weigerst, um Hilfe zu bitten, läufst Du Gefahr, dass Deine Angestellten diese negative Verhaltensweisen und -muster übernehmen.

Bittest Du stattdessen um Hilfe, beweist Du Mut und Eigenverantwortung. Du zeigst Deinen Mitarbeiter:innen, dass Du Dich um die gewissenhafte Erledigung Deiner Arbeit bemühst, auch wenn es Dir vielleicht nicht leichtfällt. Gleichzeitig demonstrierst Du, wie wichtig Selbstfürsorge ist, indem Du um Hilfe bittest, anstatt Dich selbst zu überlasten. So setzt Du ein starkes Beispiel für Deine Angestellten und motivierst sie, dasselbe zu tun.

5. Du lernst dazu

Mit der Übernahme Deiner Führungsposition bekommst Du nicht automatisch alle nötigen Fähigkeiten zum Erfolg mitgegeben. Auch Du hast noch die Chance, Dich weiterzubilden und Deine Skills auszubauen. Indem Du in Schwierigen Situationen um Hilfe bittest, bekommst Du die Gelegenheit neues Wissen zu erwerben und neue Fähigkeiten zu erlernen. Du hast Probleme mit einem neuen Computerprogramm? Lass es Dir von einem technisch versierten Teammitglied erklären.

Bild: Andreea Avramescu auf unsplash.com

6. Du machst andere zum Experten

Die meisten Menschen helfen gerne – insbesondere dann, wenn sie dabei ihre eigene Expertise unter Beweis stellen können. Indem Du Deinen Angestellten die Chance gibst, Dich zu unterstützen, zeigst Du, dass Du ihr Wissen schätzt und erkennst ihre individuellen Fähigkeiten an.

Damit das gelingt, solltest Du Deine Bitte entsprechend formulieren: Erkläre, warum Du speziell die gefragte Person um Unterstützung bittest und wie Dir diese helfen kann. Willst Du beispielsweise ein Produkt in Schweden vertreiben, ist die Kollegin, die jahrelang in Skandinavien gewohnt hat, ein guter Ansprechpartner. Statt einfach zu sagen „Ich brauche Ihre Hilfe.“ könntest Du in diesem Fall erklären: „Ihr Wissen über Skandinavien würde mir sehr weiterhelfen.“.

7. Der Benjamin-Franklin-Effekt

Du befürchtest, anderen mit Deiner Bitte zur Last zu fallen und so Sympathiepunkte zu verlieren? Tatsächlich ist oft das Gegenteil der Fall. Häufig finden Dich Menschen automatisch sympathischer, nachdem sie Dir einen Gefallen getan haben. Diesen sogenannten „Benjamin-Franklin-Effekt“ konnten Psychologen erstmals in einem Experiment aus dem Jahr 1969 nachweisen.

Grund dafür ist eine sogenannte „kognitive Dissonanz“. Als solche wird ein Störgefühl bezeichnet, das zustande kommt, wenn ein Widerspruch zwischen Denken und Handeln besteht. Wenn wir etwas tun, das aus rationaler Sicht nicht zu unserem Denken passt, sorgt das dafür, dass wir uns unwohl fühlen. Tun wir also jemandem einen Gefallen, versucht unser Gehirn, Dissonanz zu vermeiden und das Verhalten zu rechtfertigen – zum Beispiel, indem es uns sagt, dass wir diese Person wohl mögen müssen.

Fazit: Gute Führungskräfte scheuen sich nicht, nach Hilfe zu fragen

Vielen Menschen fällt es schwer, um Hilfe zu bitten. Zu groß ist die Angst, damit eine „Schwäche“ einzugestehen. Gerade für Führungskräfte ist der Druck, stark zu sein und Autorität auszustrahlen, besonders groß. Der Stress, alles allein schaffen zu müssen, belastet Führungskräfte jedoch zunehmend und beeinflusst neben der Arbeitsleistung auch die mentale Gesundheit. Auch könnten Angestellte diese negative Verhaltensweise übernehmen, wenn sich ihre Führungskraft weigert, um Hilfe zu bitten.

Um ein gesundes Arbeitsumfeld für Dich und Deine Angestellten zu schaffen ist es deshalb wichtig, dass Du lernst, in schwierigen Situationen nach Unterstützung zu fragen. So entlastest Du nicht nur Dich selbst, sondern demonstrierst auch deinen Angestellten, dass sie sich nicht dafür schämen brauchen, Hilfe zu benötigen. Die daraus resultierende soziale Unterstützung verbessert nicht nur das Arbeitsklima, sondern dient auch der Burnout-Prävention.

Darüber hinaus wirken Führungskräfte, die um Hilfe bitten, nahbarer und zeigen Eigenverantwortung. Indem Du Unterstützung von außen annimmst, baust Du deine eigenen Fähigkeiten aus und zeigst deinen Mitarbeiter:innen, dass Du ihr Wissen und ihre Fähigkeiten schätzt.

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