Team-Resilienz schützt krisengeschüttelte Teams
Corona, Inflation, Energiekrise, Kriege! Dazu kommen auch noch individuelle Herausforderungen bestimmter Branchen und Unternehmen. Für Teams in Unternehmen ist es aktuell nicht gerade einfach, mit diesen Rahmenbedingungen klarzukommen. Immer wieder fällt in diesem Zusammenhang der Begriff Resilienz. Doch was bedeutet das eigentlich genau und wie kannst Du Dein Team dadurch widerstandsfähiger machen, um besser durch diese zahlreichen Krisen zu kommen? Die Antworten darauf gibt es in diesem Beitrag.
Was steckt hinter dem Begriff Resilienz?
Das Wort „Resilienz“ kommt ursprünglich aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „abprallen“. In der Physik wird es bereits seit mehreren Jahrhunderten verwendet. In der Materialkunde bezeichnet er Stoffe, die auch nach extremer Spannung wieder in ihren Ursprungszustand zurückkehren.
Seit den 1950er Jahren wird der Begriff auch im Zusammenhang mit menschlichen Verhaltensweisen und Fähigkeiten verwendet. Einer der Vorreiter war die US-amerikanische Entwicklungspsychologin Emmy Werner, die im Rahmen einer Langzeitstudie an 698 Kindern auf der Hawaii-Insel Kauai die Fähigkeit von Kindern erforschte, trotz widriger Umstände in ihrer Umwelt gesund und positiv zu bleiben.
Genau das wird bis heute unter dem Begriff Resilienz verstanden: Es geht um die Fähigkeit einer Person, schwierige Situationen zu bewältigen und sich davon rasch wieder zu erholen. Menschen mit hoher Resilienz können auch trotz widriger Umstände positiv bleiben und ihre psychische Gesundheit erhalten. Sie sind auch dazu in der Lage, aus Rückschlägen und Fehlern zu lernen und die Erfahrungen dazu zu verwenden, noch resilienter zu werden.
Im Unternehmenskontext kann Resilienz nicht nur auf einzelne Personen, sondern auch auf Teams angewendet werden.
Warum ist es wichtig, die Team-Resilienz zu stärken?
Die Stärkung der Resilienz im Team ist aus mehreren Gründen wichtig. Resiliente Teams können wesentlich besser mit unvorhergesehenen Ereignissen oder schwierigen Kunden umgehen und haben die Fähigkeit, sich geänderten Rahmenbedingungen schnell anzupassen.
Durch die verbesserte Zusammenarbeit innerhalb der Teams und die erhöhte Toleranz kommt es auch zu einer geringeren Fluktuation von Mitarbeitenden. Statt das Unternehmen zu verlassen, wird in diesem Fall gemeinsam an möglichen Lösungen innerhalb des Teams gearbeitet.
Was zeichnet resiliente Teams aus?
Genauso wie Einzelpersonen finden resiliente Teams nach Bewältigung einer Krise nicht nur sehr schnell zu ihrem ursprünglichen Ausgangszustand zurück, sie entwickeln sich durch die Krisensituation sogar weiter und sind deshalb auf künftige Krisen wesentlich besser vorbereitet.
Entscheidend ist in diesem Zusammenhang vor allem die Haltung des Teams. Die Mitglieder in einem resilienten Team pushen sich gegenseitig mit ihrer Positivität. Sie gehen grundsätzlich mit einer positiven Einstellung und aktiven Strategien an die Lösung von Problemen heran und sehen diese nicht als mögliche Bedrohung, sondern als willkommene Herausforderung. Als Führungskraft hast Du hier eine besondere Vorbildfunktion und die Aufgabe die Resilienz Deines Teams zu steigern.
Denn in Teams, in denen Resilienz nicht vorhanden ist, regiert die Angst. In solch einem Umfeld fürchtet sich jeder davor, den nächsten Fehler zu machen und verharrt deshalb lieber in der Schockstarre.
Doch wie kannst Du als Führungskraft erkennen, wie es um die Resilienz in Deinem Team bestellt ist?
Wie erkennst Du den Resilienzgrad Deines Teams?
Wenn Du wissen möchtest, wie resilient das eigene Team ist, musst Du Dich vor allem regelmäßig mit den einzelnen Personen und dem Teamgefüge auseinandersetzen. Nur so ist es möglich, ein Gespür dafür zu bekommen.
Es gibt zahlreiche Warnsignale, die darauf hindeuten, dass im Team keine Resilienz vorhanden ist oder deutlich nachlässt. Erste kleine Merkmale sind oftmals Unpünktlichkeit sowie eine erhöhte Fehlerquote bei der Arbeit.
Je stärker das Team belastet ist, desto mehr ziehen sich die einzelnen Mitglieder zurück. Das zeigt sich beispielsweise besonders gut in der Mittagspause, wenn jedes Team-Mitglied hier seine eigenen Wege geht.
Zudem bestärken sich die Personen im Team oftmals in ihrer Hilflosigkeit. In der Forschung ist in diesem Fall von kollektiver Rumination die Rede. Die Teammitglieder diskutieren ständig über negative Erfahrungen und Ereignisse und bleiben dadurch gemeinsam in ihrer negativen Stimmung gefangen. Die möglichen positiven Aspekte werden dabei komplett aus den Augen verloren. Die Folge davon ist ein Mangel an Motivation sowie in weiterer Folge ein Gefühl der kompletten Hilflosigkeit und Ohnmacht.
Spätestens dann ist es an der Zeit für Dich als Führungskraft, einzugreifen und mögliche Maßnahmen einzuleiten, die die Resilienz im Team erhöhen können. Dafür bieten sich in der Praxis vor allem zwei erfolgsversprechende Ansätze an.
Erfolgsversprechende Ansätze für die Erhöhung der Team-Resilienz
Wenn Du als Führungskraft die Resilienz Deines Teams stärken möchtest, kannst Du dafür entweder die Belastungen reduzieren oder die Ressourcen der Teammitglieder stärken.
Es gibt hier keine Allgemeinformel, die bei Teams in Unternehmen auf der ganzen Welt gleichermaßen Wirkung zeigt. Deshalb gilt es herauszufinden, wo der Schuh drückt. Ein erfolgversprechendes Tool in diesem Zusammenhang sind Jour-Fixe mit Deinen Mitarbeitenden.
Als Führungskraft solltest Du Dir zumindest zweiwöchentlich 30 bis 45 Minuten für jedes Team-Mitglied nehmen. Dadurch bekommst Du nicht nur mit, wie es den Menschen im Team geht und was sie aktuell als Belastung empfinden, sondern baust dadurch auch Hürden für Deine Mitarbeitenden ab, um sich entsprechend mitzuteilen. Wir empfehlen dazu feste Termine zu vereinbaren. Die 1:1 Gespräche werden von dem jeweiligen Mitarbeiter bzw. der jeweiligen Mitarbeiterin vorbereitet. Du hörst nur zu und bietest Unterstützung an.
Wie können die Belastungen reduziert werden?
Eine gute Möglichkeit, um die Belastungen zu reduzieren, ist beispielsweise eine Flexibilisierung der Arbeitsmodelle hinsichtlich Arbeitszeit und Arbeitsort.
Deine Team-Mitglieder sollten nach Möglichkeit an dem Ort und zu der Zeit arbeiten können, wann es für sie am besten passt. Je nach Aufgabe und Teamkonstellation gilt es dabei selbstverständlich, gangbare Kompromisse einzugehen. Nicht in jedem Job ist es möglich, dauerhaft im Home-Office zu arbeiten. Zudem ist es wichtig, dass Dein Team einen Teil ihrer Arbeitszeit gemeinsam verbringt, damit der Team-Spirit nicht verlorengeht.
Zudem empfiehlt es sich Redundanzen zu schaffen. Das bedeutet, mehrere Personen im Team sollten bestimmte Aufgaben und Tätigkeiten beherrschen, damit sie sich im Bedarfsfall gegenseitig unterstützen können.
Wer merkt, dass er mit seinen Aufgaben nicht alleingelassen wird, kann viel befreiter agieren. Zudem lässt sich dadurch auch die Arbeitslast im Team wesentlich besser verteilen und Spitzen in einem bestimmten Bereich einfacher abfedern.
Welche Möglichkeiten hast Du, um die Ressourcen zu stärken?
Bei der Schaffung von Ressourcen spielen vor allem zwei Maßnahmen eine wichtige Rolle.
Die erste davon ist, das Umfeld in Deinem Team so angenehm wie möglich zu gestalten. Je offener und freundlicher die Arbeitsumgebung gestaltet ist, desto positiver wirkt sich das auch auf das Wohlbefinden der Mitarbeitenden aus.
Eigentlich sollte der Zugang zu notwendigen Arbeitsmaterialen eine Selbstverständlichkeit sein, doch in vielen Teams ist auch das nicht der Fall. Wenn Du einige Zeit in der Arbeitsumgebung Deiner Mitarbeitenden verbringst, bekommst Du schnell ein Auge dafür.
Die zweite Möglichkeit ist, die Skills Deiner Team-Mitglieder laufend zu erhöhen. Dafür ist es als Führungskraft wichtig, die individuellen Fähigkeiten im Blick zu behalten und konkrete Maßnahmen anzubieten, die einen zusätzlichen Mehrwert für das Unternehmen schaffen. Dadurch kann Über- und auch Unterforderung abgewendet werden und die/ der jeweilige Mitarbeitende fühlt sich auch entsprechend wertgeschätzt.
Fazit: Team-Resilienz ist schon lange kein „Nice to have“ mehr
Viele Unternehmen haben die Wichtigkeit von Resilienz zwar längst erkannt, schieben das Thema aber auf die lange Bank, weil es gerade vermeintlich Wichtigeres zu erledigen gibt. Kein Wunder in Zeiten massiver Krisen, die laufend bewältigt werden müssen.
Doch mit dieser Strategie hangeln sie sich nur von einer Krise in die nächste, ohne dabei zu lernen und für die nächste Krise besser zu werden. Eine der Empfehlungen in Stephen R. Covey berühmten Buch „Die 7 Wege zur Effektivität“ lautet, die Säge zu schärfen. Der US-amerikanische Bestseller-Autor verwendet diese Metapher für das Fällen eines Baumes und erklärt, dass es sinnvoll ist, sich ein paar Minuten Zeit dafür zu nehmen, seine Säge zu schärfen, statt ständig mit einer stumpfen Säge die Bäume zu fällen.
Als Führungskräfte tust Du gut daran, ebenfalls die Säge zu schärfen und laufend an der Erhöhung der Teamresilienz zu arbeiten. Denn um in hartumkämpften Märkten langfristig erfolgreich zu bleiben, handelt es sich dabei schon lange um kein nettes „Add-On“ mehr, sondern um ein absolutes „Must have“.
Die Teamresilienz ist aber vor allem deshalb wichtig, weil sich dadurch der Zusammenhalt im Team erhöht und Du die Wahrscheinlichkeit von Mitarbeiterfluktuation deutlich reduzieren kannst. Das gibt Dir die Möglichkeit, langfristig ein erfolgreiches und leistungsstarkes Team aufzubauen.